April ’99: ich sitze hier und halte einen Brief in meinen Händen: mein Russischprofessor aus Novopolozk wünscht mir das Allerbeste zum Geburtstag und drückt in traurigem Ton sein Bedauern darüber aus, daß nach mir kein/e Student/-in aus Friedrichshafen den Weg nach Novopolozk an die dortige Universität gefunden hat. Nun ja, ich muß gestehen, die allergrößte Werbung habe ich wohl nach meiner Rückkehr nicht gerade betrieben. Irgendwie war so vieles mal wieder wichtiger: ein Thema und ein Ort für die anstehende Diplomarbeit mußten gefunden werden, während der Diplomarbeit stand Arbeitssuche an erster Stelle und die Umstellung vom Studium auf die Arbeit war auch nicht so problemlos, wie ich das mal gedacht hatte. Ich senke leicht beschämt meinen Kopf und lasse meine Gedanken in die Ferne gleiten: Gesichter und Geschichten, Landschaften und Situationen, alles ist irgendwie noch so nah!
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Wie alles begann.... Ich steige am 8.Oktober in den Bus einer Frauendelegation aus Polozk, die eine Woche lang in Friedrichshafen bei Privatpersonen verbringen durfte. Völlig erschöpft kauere ich mich in meinen Sitz: die letzten Wochen waren der pure Streß gewesen, so daß ich innerhalb kürzester Zeit einnicke. Doch kaum, daß ich -zwischendurch aufgewacht- mit einem Auge um mich blinzle, werde ich schon umringt von weißrussischen Frauen, die mir ihre Eindrücke schildern wollen, auf mich einreden und Fragen haben, auf die ich wohl eine Antwort geben sollte. Mit Händen und Füßen und Resten meiner verschütteten Russischkenntnisse versuche ich das Unmögliche: mich verständlich zu machen. Das Wichtigste natürlich: immer lächeln. Irgendwie geht so die 40-stündige Fahrt vorbei und mit unzähligen neuen Adressen steige ich in Polozk aus unserem Bus. Der erste ‘Ostblocktauglichkei-tstest’ erfolgt: der von der Universität Novopolozk zugesagte Abholdienst erscheint nicht nach einer und auch nicht nach zwei Stunden. Erste Zweifel überkommen mich, ob das mit dem geplanten Praktikum denn auch klappen wird: schließlich hatte ich nur ein einziges Fax von dem Professor bekommen, der mich betreuen soll. Auf weitere Rückfragen meinerseits war im Vorfeld nichts zu klären gewesen. Netterweise kann ich bei einer der mitgereisten Frauen -Elena Zuran- übernachten und werde nach einigen Telefonaten mit der Universität in das Prophylaktorium gebracht, in dem ich die nächsten 5 Monate wohnen werde.
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Favourite spots: |
Polozk im Herbst am Ufer der Dwina in der Nähe der Basiliuskathedrale
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What's really great: |
Die fähigkeit der Weissrussen, schnell zu reagieren und zu improvisieren
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Sights: |
Die umgebung von polozk mit zugefrorenen Flüssen und Seen
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Accommodations: |
Ich war damals in einem Wohnheim in Novopolozk untergebracht, kann also ansonsten nichts empfehlen:-) Dieses Prophylaktorium.... ...stellt sich bei näherer Betrachtung als Sanatorium für Studenten und Universitätsbedienstete heraus: diese können einmal pro Semester mit einer entsprechenden ärztlichen Bescheinigung bei der Studentenvereinigung einen 3-wöchigen Aufenthalt (eine sogenannte Schicht) im Prophylaktorium beantragen. Während dieser Zeit wohnen die Studenten zu dritt oder viert in einem Zimmer, bekommen dreimal täglich zu essen und entsprechend ihrer bescheinigten ‘Krankheiten’ Wechselduschen oder Massagen. Es gibt dabei feste Dusch-, Essens- und Einlaßzeiten. Besucher müssen ihre Ausweise an der Pforte abgeben und bis 22 Uhr aus dem Prophylak verschwunden sein. Der eigentliche Grund aber, warum die Prophylaktorienplätze heiß begehrt sind, liegt in den sehr ausschweifenden regelmäßig stattfindenden Spontanparties begründet.
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Published on Wednesday May 19th, 2004
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Thu, May 20 2004 - 04:01 PM
by whereisliz
I have to read your reports with machine translation, which sometimes makes them poetic and sometimes nonsensical, but always interesting! |
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